Berührungen in der Pflege

Wertschätzung, Wohlbefinden, Geborgenheit: Achtsame Berührungen und ihre Wirkungen
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Sensorische Deprivation

Viele Pflegebedürftige leiden unter „sensorischer Deprivation“, also dem Verlust von Sinneseindrücken. Dazu zählen auch fehlende, wertschätzende Berührungen durch andere Menschen. Die Folge: Das Wohlbefinden der pflegebedürftigen Menschen sinkt, was sich wiederum negativ auf den Gesundheitszustand dieser Menschen auswirken kann.

Berührungen in der Pflege wirken

Entspannende Berührungen und Massage-Handgriffe können das Wohlbefinden von pflegebedürftigen Menschen hingegen steigern, indem sie unter anderem die Ausschüttung von Botenstoffen wie Dopamin und Oxytocin im menschlichen Gehirn bewirken. Sie sind aber nicht nur entspannungsfördernd, sondern zugleich ein gutes Beispiel für den wertschätzenden Umgang mit pflegebedürftigen Menschen jenseits der häufig sehr zeitbestimmten und verdichteten Pflegeroutinen. Berührungen können dabei zu einer Form der Kommunikation ohne Worte werden.

Darüber hinaus können achtsame und/oder therapieunterstützend eingesetzte Berührungen aber noch viel mehr. Zu den Wirkungen gehören:
  • Aktivierung von Selbstheilungskräften
  • Beschleunigung der Wundheilung
  • Vermittlung von Nähe, Sicherheit und Geborgenheit
  • Stressabbau
  • Unterstützung von Heilungsprozessen
  • Stärkung des Immunsystems
  • Linderung von Angst- und Schmerzzuständen
  • Bessere Schlafqualität
  • Stabilisierung von Atmung, Blutdruck und Herzschlag
  • Verbesserung der Beziehung zwischen Patient und Pflegekraft
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Expert*innen wie die Pflegepädagogin Annette Berggötz setzen sich schon seit langem mit der Bedeutung von bewussten Berührungen in der Pflege auseinander. Sie hat das Konzept "Respectare" entwickelt. Dabei geht es um eine respektvolle Haltung der Pflegekräfte den pflegebedürftigen Menschen sowie sich selbst gegenüber. Den Mittelpunkt bilden achtsame Berührungen, die beiden Seiten gut tun und Stress vorbeugen können. Am Anfang stehen dabei immer die Frage: "Darf ich Ihnen eine Berührung schenken?" sowie das richtige Maß von Nähe und Distanz.

Auf eine Kombination aus Pflege und komplementärer Medizin setzt die in den 70er Jahren entwickelte Methode "Therapeutic Touch". Sie verbindet die Harmonisierung des menschlichen Energieflusses mit gezielten therapeutischen Berührungen. So soll der Pflegebedürftige eine ganzheitliche Berührung erfahren. Darüber hinaus kann die Methode auch positive Wirkungen auf den Pflegenden entfalten und z. B. die Motivation erhöhen oder Stress senken.

Achtsame Berührungen sind ebenfalls ein Bestandteil der basalen Stimulation, die auf die grundlegenden Bedürfnisse von Schwerkranken eingehen möchte. Ziel der basalen Stimulation ist es, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Eine besondere Rolle spielt dabei die Berührungsqualität.

Berührungen, die Nähe, Geborgenheit und Wertschätzung vermitteln, sollten:

  • mit flächig aufgelegter Hand durchgeführt werden
  • einen deutlichen Beginn sowie ein deutliches Ende haben
  • mit konstant mehr oder weniger Druck durchgeführt werden

Einen negativen Effekt auf die Berührungsqualität haben hingegen:

  • Berührungen mit punktuellen, abgehackten oder fliehenden Bewegungen
  • Schnelle und hastige Berührungen
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Achtsame Berührungen: Praxistipps

Für achtsame Berührungen geben Pflegepädagogin Berggötz und andere Expert*innen dabei die folgenden Tipps:
  • Achtsame Berührungen erfordern einen Perspektivwechsel und sollten langsam sowie bewusst ausgeführt werden.
  • Berührungen sollten im bekleideten Zustand durchgeführt werden.
  • Der Gepflegte sollte sitzen oder liegen.
  • Die Berührungen sollten gerade zu Beginn großflächig und ansprechend sein, so dass der Gepflegte merkt, dass die Pflegekraft da ist und etwas für ihn tun möchte.
  • Eine Hand sollte immer beim Pflegebedürftigen ruhen.
  • Als Massagetechnik kommt vor allem das Streichen zum Einsatz. Verspannungen und Verhärtungen können so gelöst werden.
Massage der Hände
  • Die Hand eines Pflegebedürftigen sollte in beide Hände genommen und gehalten werden. Anschließend sollte mit einer Hand langsam und wiederholt über den Handrücken des Pflegebedürftigen gestreichelt werden.
  • Für eine achtsame Handmassage sollte die Hand des Pflegebedürftigen auf der linken und rechten Seite gehalten werden. Die Daumen streichen seitlich aus.
  • Um die Handfläche auszustreichen, sollten Hand und Unterarm gedreht werden. Anschließend mit den Daumen die Handfläche zu den Seiten hin streichen.
  • Ergänzend können die Finger massiert werden. Jeder Finger erhält einzeln eine sanfte Massage, wobei auch die Fingerzwischenräume miteinbezogen werden.
Massage des Rückens
  • Um den Ruhepol zu finden, sollten die Hände in Taillen-Höhe links und rechts neben der Wirbelsäule platziert werden. Anschließend streichen die Hände links und rechts neben der Wirbelsäule in Richtung Schultern und dann an den Seiten wieder zurück zum Ruhepol.
  • Alternativ: Links und rechts neben der Wirbelsäule kleine Herzen streichen, bis hinauf in den Bereich von Nacken und Schultern. Anschließend über die Schultern und die Seiten wieder in Richtung Ruhepol.
  • Alternativ: Beide Hände mit gespreizten Fingern auf die Schultern des Pflegebedürftigen legen. Dann links und rechts neben der Wirbelsäule in Richtung Ruhepol streichen. Hände einzeln lösen und wieder zu den Schultern führen.

Für mehr achtsame Berührungen in der Pflege

Achtsame Berührungen sind wichtig für die Pflege. Sie entfalten ein ganzes Spektrum an positiven Wirkungen auf Pflegebedürftige und ihr Wohlbefinden. So kann der sensorischen Deprivation vieler pflegebedürftiger Menschen mit gezielten Berührungen entgegengewirkt werden.

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