Interkulturelle und kultursensible Pflege sowie Intensivpflege

für Teilhabe und Gleichberechtigung
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Immer mehr Menschen in Deutschland haben einen Migrationshintergrund. Das betrifft auch die Zahl der Pflegebedürftigen. Umso wichtiger wird es, auch die Pflege und Intensivpflege kultursensibel zu gestalten und dabei die kulturelle und religiöse Prägung sowie die individuellen Werte, aber auch das Milieu und den sozialen Status, das Geschlecht, den Bildungsstand, das Alter oder die Erziehung eines jeden pflegebedürftigen Menschen zu achten und bei der Versorgung und Alltagsbegleitung zu berücksichtigen.

Kultursensible Pflege orientiert sich dabei an weitaus mehr als nur an der Herkunft eines Pflegebedürftigen. Steht die Herkunft eines Pflegebedürftigen im Fokus kann man gezielter von interkultureller Pflege reden.

Teilhabe und Gleichberechtigung

Ziel der kultursensiblen Pflege ist ein gleichberechtigter Zugang zu Pflegeangeboten für alle. Die Teilhabe aller Pflegebedürftigen wird gefördert und gestärkt. Dabei soll die soziale, kulturelle und religiöse Identität sowie der Lebensstil jedes einzelnen geachtet und gewahrt werden, um eine gute Pflegebeziehung zu ermöglichen. Eine Schlüsselrolle spielt die Kommunikation miteinander. Je besser Sprachbarrieren zwischen Pflegenden und Gepflegten überwunden werden, desto besser kann gute Pflege gelingen.

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Pflegebedürftige mit Migrationshintergrund

Nach aktuellen Prognosen könnten 2030 bereits 3,6 Millionen über 65-Jährige mit Migrationshintergrund in Deutschland leben. Derzeit sind es etwa 1,5 Millionen. Das heißt, bereits über acht Prozent der Pflegebedürftigen haben einen Migrationshintergrund.

Allerdings nutzen diese Pflegebedürftigen die zur Verfügung stehenden Pflegeangebote in Deutschland bislang eher selten.

Das liegt unter anderem daran, dass die Erwartungen der Pflegebedürftigen an die Pflege und das, was Pflege in Deutschland leistet, häufig nicht übereinstimmen.

Die Nutzung professioneller Pflegeangebote dürfte in Zukunft allerdings zunehmen. Denn:

  • Viele Familien mit Migrationshintergrund stoßen bei der Pflege an ihre Grenzen.
  • Viele betrachten Pflege nicht mehr wie traditionell oft üblich als ihre Aufgabe.

Wie wichtig den Pflegebedürftigen dabei kultursensible Pflegeangebote sind, zeigen die wachsende Nachfrage nach muttersprachlicher Pflege.

Auch die Zahl von Pflegediensten, die z. B. russischsprachige oder türkischsprachige Pflege anbieten, nimmt stetig zu.

Vielfalt als Herausforderung

Das Thema kultursensible Pflege ist nicht neu. Bereits seit den 90er Jahren wird an entsprechenden Konzepten und Projekten gearbeitet. Eine der größten Herausforderungen ist die Vielfalt der zu berücksichtigenden Faktoren. Kulturelle Prägung, Religion, sozialer Status und Hintergrund, Bildung, Ethnie, Herkunftsnation.

Die in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund sind alles andere als eine einheitliche Gruppe. Entsprechend offen, flexibel und lernbereit sollte kultursensible Pflege und Intensivpflege angelegt sein. Positiv dürfte sich dabei auswirken, dass auch immer mehr Pflegekräfte einen Migrations- und Zuwanderungshintergrund haben.

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Wie kann kultursensible Pflege gelingen?

Erwartungen kennen

Welche Erwartungen Pflegebedürftige mit Migrationshintergrund an die Pflege haben, hängt unter anderem vom kulturellen und religiösen Hintergrund sowie von der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Generation ab. So erwarten diese Pflegebedürftigen häufig:

  • Kommunikation in der Muttersprache
  • Respekt vor den eigenen Werten sowie der Kultur und Religion, der sie angehören
  • Beachtung von speziellen Ernährungsgewohnheiten, aber auch religiösen Vorschriften z. B. bei der Kleidung
  • Berücksichtigung von Regeln zu körperlichen Berührungszonen und der Intimsphäre
  • über die Pflege hinaus, Unterstützung im Alltag, im Haushalt oder auch bei bürokratischen Prozessen.

Alter bedeutet in manchen Kulturen, dass einem Andere so gut wie alles bis hin zum Gesundbleiben abnehmen. Zwischen dem, was Menschen mit Migrationshintergrund von der Pflege erwarten, und dem, was in Deutschland im Rahmen der professionellen Pflege angeboten wird, gibt es somit häufig Differenzen.

Kultursensible Pflege erkennt die Wünsche und Bedürfnisse der Pflegebedürftigen und lässt diese ins pflegerische Handeln mit einfließen. Ein ganz einfaches Beispiel: Viele Menschen mit Migrationshintergrund schämen sich, wenn sie beim Gang zur Toilette von nichtgleichgeschlechtlichen Pflegekräften begleitet werden.

Informieren und Vorurteile abbauen

Häufig scheitert die Nutzung von professionellen Pflegeangeboten durch Menschen mit Migrationshintergrund schon daran, dass sie:

  • diese Angebote schlichtweg nicht kennen,
  • nicht über genügend Informationen verfügen,
  • wegen mangelnder Sprachkenntnisse oder aufgrund von negativen Erfahrungen aus der Vergangenheit auf eine Inanspruchnahme verzichten,
  • rechtliche oder finanzielle Hürden und Belastungen befürchten.

Andere Gründe sind Scham oder Angst davor, dass die eigenen Wertvorstellungen nicht genügend von den Pflegekräften berücksichtigt werden.

Hier hilft es, den Pflegebedürftigen mit Migrationshintergrund durch mehrsprachige Informations- und Beratungsangebote entgegenzukommen und dabei bestehende Vorurteile aufzugreifen und auszuräumen.

Leistungen bedarfsgerecht anpassen

Gleichzeitig sollte sich die Pflege stärker mit den tatsächlichen Bedürfnissen von Pflegebedürftigen mit Migrationshintergrund auseinandersetzen, um die angebotenen Leistungen bedarfsgerecht anpassen zu können.

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Die Mitarbeiter fit machen

Kultursensible Pflege stellt auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege und Intensivpflege vor ganz neue Herausforderungen. Stichwort: Interkulturelle Kompetenz.

So gilt es bei den Pflegekräften bestehende Vorurteile und Ängste abzubauen und gleichzeitig Wissen sowie Kompetenzen im Umgang mit verschiedenen kulturellen und religiösen Hintergründen aufzubauen.

Beispielsweise:

  • Welche Sitten, welche Bräuche, welche besonderen Verhaltensweisen und Ernährungsgewohnheiten gibt es?
  • Welche Besonderheiten und Erfahrungen prägen die Menschen durch die Geschichte ihres Herkunftslandes?

Zugleich sollten Kompetenzen im Bereich Mehrsprachigkeit ausgebaut werden, z. B. durch Sprachkurse oder neue Kolleginnen und Kollegen mit Migrationshintergrund. Diese können oft auch als Vermittler und Dolmetscher fungieren.

Wichtig ist darüber hinaus die Einbindung der Angehörigen. Auch in der Pflegeausbildung sollte kultursensible und interkulturelle Pflege eine wachsende Rolle spielen.

Potentiale nutzen

Beschäftigte in der Pflege mit Migrationshintergrund arbeiten bisher häufig in den Bereichen Betreuung und Hauswirtschaft. Durch Weiterqualifizierung dieser Muttersprachler und vereinfachte Anerkennung von ausländischen Pflegeabschlüssen ließe sich auch deren Anteil unter den examinierten Fachkräften weiter steigern.

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Wechselseitiges Lernen

Kultursensible Pflege ist ein Prozess des wechselseitigen Lernens und Anpassens zwischen Pflegekräften, Pflegebedürftigen, Angehörigen sowie den Pflegeanbietern.

Das verlangt viel Flexibilität und geht nur, wenn sich alle Beteiligten begegnen mit:

  • Wertschätzung,
  • Offenheit und Neugier,
  • Toleranz,
  • Empathie und Einfühlungsvermögen,
  • der Bereitschaft zu lernen sowie auch einmal die Perspektive zu wechseln.

Gleichzeitig sollten alle bereit sein, auftretende Konflikte miteinander zu lösen und auch in stressigen Situationen gelassen zu bleiben.

Ziel ist es, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen und Handlungsroutinen so anzupassen, dass sie den unterschiedlichen Erwartungen entsprechen. 

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Verschiedene Wege zur kultursensiblen Pflege

Kultursensible Pflege sollte im besten Fall geplant eingeführt und umgesetzt werden. In der Praxis schauen Pflegedienste und -einrichtungen aber eher ganz pragmatisch, welche Sprachen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sprechen und bei welchen kulturellen, religiösen und ethnischen Hintergründen sie sich eine Pflege zutrauen oder bereits über erste Erfahrungen verfügen. Informationsmaterialien in den entsprechenden Sprachen sind dann schnell erstellt. Darüber hinaus gibt es erste Fort- und Weiterbildungsangebote im Bereich kultursensible Pflege und auch neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Migrationshintergrund stärken die Kompetenz. Sie können ihr Wissen an den Kollegenkreis weitergeben.

Sprachbarrieren überwinden

Thema Sprachbarrieren. Haben Patienten Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache, dann sollte respektvoll in einfachen und kurzen Sätzen mit ihnen gesprochen werden. Dabei sollte das Sprechtempo möglichst etwas langsamer als normal sein und kontinuierlich der Blickkontakt gehalten werden. Sind keine Sprachkenntnisse vorhanden, sollten ein Dolmetscher oder Angehörige hinzugezogen werden, die übersetzen können. Ergänzend können Piktogramme, Symbole, Gesten oder auch bestimmte Rituale die Verständigung unterstützen.

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Bekanntheit fördern

Für den Erfolg von kultursensibler Pflege ist es wichtig, Bekanntheit und einen guten Ruf in den Gemeinschaften und Netzwerken von Menschen mit Migrationshintergrund zu erlangen.

Rahmenbedingungen schaffen

Und zu guter Letzt: Kultursensible Pflege und Intensivpflege in Deutschland benötigt Rahmenbedingungen und Qualitätskriterien als "Leitplanken" sowie eine stabile Finanzierung. Hier sind politisch Verantwortliche und Kostenträger gefragt. Ein wichtiger Schritt für eine zukunftsfähige und vielfältige Pflege in Deutschland.

Kultursensible Intensivpflege

Gerade in der häuslichen Intensivpflege mit ihrer großen Nähe zu den Patientinnen und Patienten ist es für die Pflegekräfte besonders wichtig, sensibel mit den kulturellen und religiösen Vorstellungen und Lebensweisen von Pflegebedürftigen und Angehörigen umzugehen. So lassen sich Missverständnisse und Diskriminierungserfahrungen von Anfang an vermeiden. Ein positives, persönliches Verhältnis zwischen Pflegenden und Gepflegten kann sich entwickeln, wie auch unsere Erfahrungen in der Praxis zeigen.

 

Wir von der GIP Intensivpflege versorgen zahlreiche intensivpflegebedürftige Patientinnen und Patienten mit Migrationshintergrund in ganz Deutschland. Wenn auch Sie sich für eine ambulante Versorgung interessieren oder mehr Informationen über die Möglichkeiten kultursensibler Intensivpflege wünschen, dann sprechen Sie uns an unter 030/232 58-500 oder per WhatsApp an 0151 19508520. Wir beraten Sie gern.

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Unsere Quellen und mehr Informationen

Thieme Verlag: Care Lernkarten, Lernkarte 37, Kultursensible Pflege

Gregor Dömling, Kennzeichen kultursensibler Pflege, Berlin 2012

www.naschdom.de

Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG.): Mehr als Tee und Baklava, Die Facetten der kultursensiblen Altenpflege

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