GIP News • 04.09.2019

Betroffenenstimmen gegen RISG

Wir geben unsere Lotte nicht ins Pflegeheim!

RISG: Gegen jeglichen Menschenverstand und jede Menschenwürde

"Jens Spahns IntensivpflegeSCHWÄCHUNGSgesetz ist erbärmlich und macht uns wütend!",

schreibt Familie Such am 20.08.2019 an das Verwaltungsteam der GIP. Wie so oft hätte die Politik hinter verschlossenen Türen und im Alleingang einen Gesetzesentwurf herausgebracht, sodass Betroffene kaum eine Chance hätten zu reagieren. Doch die Familie hat sich den Gesetzesentwurf durchgelesen und lehnt sich keinesfalls zurück. Auch wenn ihre Lotte heute noch ein Kind ist und (noch) nicht in eine stationäre Einrichtung muss, die Familie wird nicht abwarten bis es soweit ist, sondern für ihre Lotte kämpfen.

RISG: Mit 18 ins Pflegeheim?

Lotte kam mit einem hypoxischen Hirnschaden zur Welt. Sie kann nicht laufen, leidet an einer Epilepsie und kommuniziert über Mimik und Gestik. Doch sie nimmt Anteil am Leben ihrer Familie und ist ein wichtiger Teil davon. Gemeinsam mit ihren Eltern und ihrer Schwester ist sie viel unterwegs. Sie ist überall mit dabei. Mittlerweile geht sie zur Schule. Sie reitet gern. Lotte weiß, was sie will, ist fröhlich und ausgeglichen.

Doch laut Bundesgesundheitsminister Spahn und seinem aktuellen Gesetzesentwurf, dem "Reha- und Intensivpflegestärkungsgesetz", wäre Lottes Leben mittendrin in ihrer Familie mit 18 Jahren vorbei. Denn Lotte hat aufgrund ihrer Erkrankung ein Tracheostoma und benötigt eine 24-Stunden-Intensivpflege, eine qualifizierte Pflegekraft also, die sie im Alltag begleitet. Diese Versorgung macht es ihr möglich, einen Alltag zu haben, ein Leben im Kreise ihrer Familie. Geht es nach Bundesgesundheitsminister Spahn, tauscht Lotte mit Errreichen ihrer Volljährigkeit ihr selbstbestimmtes Familienleben gegen einen fremdbestimmten Heimplatz. So der Plan...

 

Lotte kann nichts für ihre Erkrankung!

„Lotte kann nichts dafür, dass sie so krank ist und wir können auch nichts dafür. Es ist ein Schicksalsschlag. Das Einzige, was uns jetzt übrig bleibt, ist, dass wir das Beste daraus machen“, sagt Cornelia Thieme-Such gegenüber der Leipziger Volkszeitung (LVZ). „So einen Gesetzesentwurf können wir dabei gar nicht brauchen. Das darf nicht beschlossen werden.“1

Lottes Familie hat, genau wie viele tausende Betroffene, Angst – Angst davor, dass Lotte aus ihrer Familie gerissen wird. „Wir reden viel von Inklusion, das hier ist genau das Gegenteil“, sagt die 46-jährige Mutter im Interview gegenüber der LVZ. „Das Teilnehmen am normalen Leben kann im Heim nicht mehr stattfinden, weil die Pfleger dafür keine Zeit haben“, fügt ihr Mann Jörg Such hinzu.2

 

Weitere Hürden für Betroffene

Neben der "Heimabschiebung" von erwachsenen intensivpflegebedürftigen und beatmeten Patienten sieht Familie Such auch noch andere Hürden im Gesetzesentwurf, die bereits für Kinder gelten. So sollen zukünftig z.B. keine Allgemein- bzw. Hausärzte mehr Verordnungen über eine häusliche Intensivpflege ausstellen dürfen.

"Dann werde ich für Lotte wohl einen Facharzttermin bei einem Pulmologen oder Facharzt für Innere Medizin im Jahr 2022 vereinbaren müssen. Bei dem aktuellen Fachärztemangel ist das sicher kein Problem.", so Frau Thieme-Such im Gespräch. Sie entschuldigt sich für die Ironie, wobei aber solche Vorschläge für sie immer wieder ein realitätsfremdes Agieren der Politik zeigen würde.

 

Fehlende Anerkennung der Pflegekräfte

Auch bemängelt Familie Such die fehlende Anerkennung der Pflegekräfte, die durch den geplanten Gesetzesentwurf ihrer Meinung noch einmal verdeutlicht wird: "Die Pfleger und Pflegerinnen leisten in der ambulanten Intensivpflege täglich lebensrettende Arbeit. Selbst diese bekommen von Herrn Spahn keine Anerkennung und Pflegedienstleister werden unter den Generalverdacht des Betrugs gestellt. Hierfür finde ich kaum Worte...", so Frau Thieme-Such.

Auch Pfleger Ehrt sieht das so. Für ihn würde die Umsetzung von Spahns Gesetzesentwurf bedeuten, dass er seinen Job verlieren würde. Sicher nicht in der Pflege generell. Er hätte die Option in einer stationären Einrichtung zu arbeiten. Aber genau dort kommt er her und das sei nicht das, was er möchte. Früher arbeitete er in einem Pflegeheim. Hier hatte es mitunter Nachtschichten mit zwei Fachkräften, verantwortlich für 75 Menschen auf drei Etagen bestreiten müssen. Das wollte er dann nicht mehr, denn so hatte er sich seinen Beruf nicht vorgestellt. Gerade in der ambulanten Intensivpflege hätte man für seine Patienten viel und eben auch die notwendige Zeit, sodass es letzlich auch echte Erfolgserlebnisse bei der Entwicklung des Gesundheitszustandes der Betroffene gebe.
 

Für Familie Such steht fest: "Wir müssen uns wehren, der Gesetzentwurf darf so nicht beschlossen werden!“

Besonders wichtig ist es Familie Such dabei, auch die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren und sich natürlich auch an die Politik zu wenden. So besuchte sie u.a. Claudia Carell von der Leipziger Volkszeitung, um zu berichten, was das geplante Reha- und Intensivpflegestärkungsgesetz für die Betroffenen Familien in der Realität bedeuten würde.

Quelle: 1, 2: Protest gegen Spahns Gesetz: Claudia Carell: „Wir geben unsere Lotte nicht her!“ in Leipziger Volkszeitung NR. 203 | SONNABEND / SONNTAG, 31. AUGUST/1. SEPTEMBER 2019

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Artikel in der Leipziger Volkszeitung: "Protest gegen Spahns Gesetz: „Wir geben unsere Lotte nicht her!“ von Claudia Carell, LVZ NR. 203 | SONNABEND / SONNTAG, 31. AUGUST/1. SEPTEMBER 2019
Artikel in der Leipziger Volkszeitung: "Protest gegen Spahns Gesetz: „Wir geben unsere Lotte nicht her!“ von Claudia Carell, LVZ NR. 203 | SONNABEND / SONNTAG, 31. AUGUST/1. SEPTEMBER 2019
Lotte nimmt trotz Intensivpflegebedürftigkeit aktiv am Familienleben teil und ist immer dabei.
Sie ist ein wichtiger Bestandteil der Familie und im Familienleben integriert.
Mittlerweile geht Lotte zur Schule. Wie soll das gehen im Pflegeheim?
Examinierte Pflegerinnen und Pfleger begleiten Lotte und ihre Familie im Alltag.
Jetzt Petition gegen RISG unterzeichnen!

Sie können nicht aktiv an den Protesten teilnehmen? Helfen Sie den Betroffenen trotzdem. Unterzeichnen Sie jetzt die Online-Petition gegen das geplante #RISG!

Zur Petition >

 

RISG: Für unsere Familie ein Alptraum

Mit Schrecken erleben Betroffene die Pläne von Bundesgesundheitsminister Spahn, die häusliche 24h-Intensivpflege abzuschaffen. Alleine der Gedanke daran macht ihnen Angst. Eine betroffene Familie schildert ihre individuelle Situation.

Zum Betroffenenbericht >

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