GIP News • 14.12.2020

Corona Lockdown 2.0: Die Verantwortlichen und die Pflege

Der allerseits vorherrschenden Corona-Müdigkeit folgt ein „harter“ Lockdown

Doch wer sind die Verantwortlichen? GIP-Geschäftsführer Marcus Mann erörtet.

GIP Geschäftsführer Marcus Mann ist, wie wahrscheinlich viele von uns, Corona-müde. Die Pandemie beherrscht unser Leben – nunmehr mit einem zweiten harten Lockdown. Die große Frage: Was folgt danach? In seinen Augen scheitert das Pandemiemanagement nicht an zu sorglosen Bürgerinnen und Bürgern, sondern an fehlenden langfristigen und nachhaltigen Konzepten. Mittendrin: Die gebeutelte Pflege, die mit nur warmen Worten statt Taten allmählich in der Situation erfriert.

Nach nunmehr neun Monaten Corona und einer Orchestrierung des Themas durch die Presse mit einem täglichem Crescendo neuer Experten, Gutachter, Politiker und sonstigen, schlauen Menschen und ihren Meinungen räume ich ein: Ja, ich bin Corona müde!

 

Corona beherrscht unseren Alltag, jeden Tag schlimmer und es gibt keine Aussicht auf Besserung. Jeden Tag neue Gesichter, die zu allem eine Meinung und für nichts eine Lösung haben. Hinzu kommt, dass die politisch Verantwortlichen seit Monaten Handeln durch moralisierende Appelle ersetzen, keine Lösungen gefunden haben und nunmehr den Bürgerinnen und Bürgern den „Schwarzen Peter“ zuschieben, da sie angeblich „zu unvorsichtig“ gewesen seien. Das ist unredlich!

 

Ich selbst habe das Jahr 2020 durchgängig gearbeitet, bin beruflich stets durch ganz Deutschland gereist, war in verschiedenen Kliniken und bei Patienten. Überall habe ich disziplinierte Menschen, Freunde, Mitarbeiter und auch Corona-Erkrankte erlebt, die bemüht waren, alle geforderten und erforderlichen Maßnahmen zu erfüllen. Klar gab es Ausreißer, aber diese waren die Ausnahme. Daher meine Meinung: An uns Bürgerinnen und Bürgern lag es nicht!

 

Fakt ist aber, dass die derzeitigen Maßnahmen nicht greifen, um die anhaltende Corona-Pandemie zu stoppen, sonst wären wir aktuell nicht an dem Punkt, an dem wir heute stehen. Die Entscheidungen der Verantwortlichen, die zu den heutigen Ergebnissen geführt haben, waren falsch und daran gibt es nichts zu rütteln. Dem folgt ein zweiter harter Lockdown als letztes Mittel. Wirklich? Denn, selbst wenn dieser Erfolge zeigt, fragt man sich doch, was ist am 10. Januar 2021 – am geplanten Lockdown Ende? Glaubt wirklich jemand, der Virus sei dann besiegt oder eher daran, dass der 11. Januar 2021, der erste Tag vor einem 3. Lockdown ist? Also wie soll es dann weitergehen? Etwa mit dem "super harten" Lockdown? Dem Impfstoff?

 

Ich bin ehrlich: Ich habe auch keine Lösung, aber die muss ich auch nicht haben. Aber, dass die Politik in ihrer Verantwortlichkeit in den vielen Monaten dieses Jahres die Möglichkeiten eines gemeinsamen Staates nicht genutzt hat, um genau die Situation, vor der wir alle jetzt stehen, abzuwenden, muss und darf man kritisieren. Dies gilt insbesondere für die Versäumnisse im Bereich der Pflege. Wie kann es sein, dass in der nunmehr neun Monate währenden Pandemie nicht genügend Pflegepersonal organisiert wurde? Warum sind die Strukturen in den Gesundheitsämtern nicht an die neuen Herausforderungen angepasst worden?

 

Die wichtigste Frage, die sich der Pflege aber stellt, lautet: Warum ist man einem erneuten Lockdown nicht dadurch begegnet, dass frühzeitig und in ausreichender Zahl geeignete Masken und Tests für Pfleger*innen und Gepflegte organisiert wurden? Pflegeeinrichtungen sollten laut Bundesgesundheitsministeriums zwar einen Anspruch auf Kostenerstattung für Tests und Personalaufwand haben, aber das genaue "Wie?", "Wann?" und "Wo?" blieb offen, so dass entsprechende Hilfe oft nicht oder zu spät ankam.

Auch aktuell gibt es Corona-Schnelltests noch immer nur auf Zuteilung und ambulante Pflegedienste etwa müssen sich selbst darum kümmern, ihre Mitarbeiter hinsichtlich des richtigen Umgangs mit den Test zu schulen. Und auch sind etwa medizinische Handschuhe, wie bereits zu Beginn der Pandemie, Mangelware. Das kostet Zeit und Nerven und stärkt mitnichten das Vertrauen in die politisch Verantwortlichen.

 

Viel wichtiger also, als den sogenannten "harten" Maßnahmen noch härtere folgen zu lassen, wäre entsprechend ein überzeugendes und vor allem langfristiges Konzept. Doch genau daran hapert es! Und das sehe ich täglich im Bereich der Pflege, wo  doch die politische Elite nicht müde wird, immer wieder zu betonen, wie wichtig die Pflege sei –  zumindest, wenn man mediale Empathie zeigen möchte. Verkannt wird dabei jedoch, dass man den warmen Worten keine Taten folgen lässt, sondern die Pflege im täglichen Pflegenotstand erfrieren lässt. Daran ändert auch nichts, dass man sie mit immer neuen Versprechen und mehr Gehalt zufrieden stellen will. Denn Menschen aus der Pflege helfen anderen Menschen in Not. Sie sind empathisch und sicher nicht käuflich.

 

Daher mein Appell: Die Pflege ist in Not, aber niemand hilft ihr. Werte Politiker, ändern Sie das und zwar sofort!

 

Marcus Mann, Geschäftsführer GIP Intensivpflege

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