Patientenberichte • 20.06.2019

Erfahrungsbericht: Außerklinische Intensivpflege-WG München OEZ

Alfons Wille und Anitas Kraft

Wie Liebe, Ausdauer, Optimismus und gute Pflege zu großen Erfolgen führen können

Anita erinnert sich

„Alfons hat nicht aufgegeben. Er hat durchgezogen. Egal, was man ihm an Übungen vorgibt, er macht das und zieht das durch. Egal, wie es ihm geht. Aber ich gebe auch nicht auf. Wenn er dann mal nicht will und ´Nein´ sagt, sage ich: ´Doch, wir gehen jetzt, weil das gut ist für dich.´ Und mittlerweile macht er alles selber.“

Anita sitzt vor mir und erzählt. Sie ist elegant, würdevoll und durchsetzungsstark. Und sie erinnert sich an alles. Will sich erinnern. Sie ist stolz auf das, was sie und Alfons und das Pflege-Team der Intensivpflege-WG OEZ geschafft haben.

Anitas und Alfons Geschichte

Alfons ist seit 37 Jahren Anitas Lebenspartner. Nach einer gescheiterten Ehe haben die beiden nie geheiratet. Sie hielten es nie für notwendig. Sie teilen ihr Leben, teilten schöne Stunden und standen sich in schweren Zeiten bei, etwa, als Anita vor einigen Jahren schwer erkrankte. Sie meisterten ihr Leben zusammen. Und dann, vor zwei Jahren, traf sie ein neuer Schicksalsschlag. Diesmal traf es Alfons.

 

Der Unfall

Am 21. August 2017 stürzte Alfons während eines Griechenlandurlaubs. Während Anita das Abendessen anrichtete, ging er zum Baden. Er spazierte die Felsküste entlang und rutschte plötzlich aus. Seine Armreflexe versagten und er fiel direkt auf das Gesicht. Zwei Urlauber, einer von ihnen Arzt, waren zufällig Zeugen des Unfalls. Sie riefen Hilfe und Alfons erhielt unverzüglich eine Notversorgung auf der kleinen Insel.

Alfons Körper war nahezu unversehrt. Doch sein Gesicht und sein Schädel waren zertrümmert. Innerhalb von Minuten war klar, dass Alfons verlegt werden müsse. Er kam in eine Klinik auf Paros, die nächstgrößere griechische Insel. Für einen notwendigen Luftröhrenschnitt wurde Alfons mit dem Hubschrauber nach Athen transportiert. Dort verbrachte er fünf Tage im künstlichen Koma. Die Malteser organisierten derweil den Rücktransport nach Deutschland.

 

Im Krankenhaus

Im Klinikum rechts an der Isar, in München, wurden zuerst Alfons‘ obere zwei Halswirbel gerichtet. Sechs Tage später wurde seine Schädeldecke geöffnet und sämtliche Verletzungen im Gesichts- und Schädelbereich operiert. Im Kleinhirn bildete sich dabei ein Blutgerinnsel. Nach der 15-stündigen OP verblieb Alfons acht Tage im Koma.

Als er erwachte war er orientierungslos, ohne Erinnerung. Er erkannte niemanden und war verängstigt. Eine Drainage sollte dafür sorgen, dass Flüssigkeit aus Alfons‘ Schädel abfließen kann und er sein Bewusstsein wiedererlangt. Die Ärzte machten Anita allerdings wenig Hoffnung.

 

Ein hoffnungsloser Fall?

Drei Wochen später war Alfons wach, aber es folgten dennoch mehrere Monate auf der Intensivstation. Infektionen führten mehrfach zu Rückschritten.

Dann wurde Alfons in einer Intensiv-Reha in Bad Feilnbach therapeutisch betreut. Er konnte nicht mehr gehen, stehen, sitzen, sprechen oder atmen. Mehrfach wurde der Versuch unternommen, seine Tracheotomie zu schließen. Leider erfolglos. Nach vier Monaten Intensiv-Reha wusste niemand mehr, was man noch für Alfons tun könne. Eine Alternative musste her.

Anita, seine Lebenspartnerin, aber eben unverheiratet, schlug sich mit den Behörden herum. Gut, dass Alfons‘ Familie dabei voll hinter ihr stand. Zusammen mit Alfons‘ Nichte erhielt sie die Betreuungsvollmacht.

 

Der Wendepunkt

Im Internet wurden Anita und Alfons‘ Nichte auf die GIP aufmerksam und nahmen Kontakt auf. GIP-Geschäftsführer Marcus Carrasco-Thiatmar, Eva Roßbruch aus dem Case Management und Pflegedienstleitung Heiko Schäper führten erste Gespräche mit Anita und nahmen sich schließlich Alfons‘ Sache an.

Selbst zum damaligen Zeitpunkt sehr erschöpft, war Anita dankbar über die sofortige Zusage für Alfons‘ Versorgung in der Intensivpflege-WG am OEZ. Die betreute Wohngemeinschaft wird von der GIP Bayern intensivpflegerisch betreut, ist zentral und nahe von Anitas und Alfons‘ Zuhauses gelegen. Über die Finanzierung der 24-Stunden-Betreuung musste sich Anita auch keine Gedanken machen. Am 25. April 2018 konnte Alfons einziehen. Ein Wendepunkt für seine Genesung, wie sich bald zeigen sollte.

 

Willkommen Zuhause in der Intensivpflege-WG

Die neue Umgebung in der betreuten Wohngemeinschaft verstörte Alfons zunächst. Aber das Vertrauen in seine Lebensgefährtin Anita, ihre Zuversicht und Stärke verhalfen ihm zu neuem Mut. Dann kam Pflegerin Gudrun und sagte: „Jetzt wird gestanden!“. Alfons fasste Vertrauen zu ihr. Und in sich selbst.

Das gesamte Pflege-Team der WG OEZ führte mehrfach Fallbesprechungen durch. Sie zeigten Alfons physiotherapeutische Übungen und er lernte zu stehen. Anita arbeitet bis heute mit Schreibübungen, Zeichnen und Zeitung Lesen an Alfons‘ Feinmotorik und Selbstvertrauen.

 

Der Erfolg

Heute, nur ein Jahr nach Alfons‘ Einzug in die Intensivpflege-WG, ist er mobil. Er steht, geht, läuft mit seinem Stock über den Flur und fährt selbstständig im Rolli umher. Das WG-Team ist stolz: „Das muss man sagen, dieser eiserne Wille, diese Stärke und Ausdauer – das ist schon enorm.“

 

Die Botschaft

Anita und Alfons wollen ihre Geschichte erzählen. Sie wollen Mut machen. „Es gibt keine Garantien, aber es kann klappen.“, sagt Anita. „Man darf nicht aufgeben, nicht als Patient und nicht als Angehöriger.“

Bei der GIP traf das Paar auf viele engagierte Menschen. Die Mitarbeiter in der Verwaltung nahmen ihnen die Organisation und Kostenklärung der Pflege sowie die Überleitung ab. In der Pflege-WG OEZ trafen beide auf ein tolles, sehr gut funktionierendes Pflege-Team unter der Teamleitung von Frau Galic. Anitas und Alfons‘ Dank gilt auch Herrn Dr. Reischle, einem engagierten Arzt mit einem großen Gespür für seine Patienten.

 

Eine Vorzeige-WG

Einige Pflegerinnen und Anita sprechen es fast gleichzeitig aus: Die WG OEZ ist toll – genauso, wie eine Intensivpflege-WG sein sollte. Das Pflege-Team ist eingespielt und arbeitet gut zusammen. Die Angehörigen werden in den Alltag der Betroffenen eingebunden. Sie helfen mit, räumen auch mal die Küche auf und entlasten so die Pflegekräfte vor Ort. In der WG kochen sie zusammen, feiern Feste. Eine Bewohnerin, die eigentlich nur übergangsweise Zeit in der WG verbringen sollte, entschied sich am Ende zu bleiben, weil ihr das WG-Leben so gut gefällt.

Und Anita und Alfons? Der Traum der beiden ist es schon, dass Alfons irgendwann nach Hause zurückkehrt. Beide haben ihr Leben nie in Wohngemeinschaften verbracht, auch nicht in jungen Jahren. Dennoch, heute – er ist 83, sie 75 – fühlen sich beide ausgesprochen wohl in der Gemeinschaft und finden diese sehr bereichernd.

1/7
Anita ist stolz auf das, was sie und Alfons und das Pflege-Team der Intensivpflege-WG OEZ geschafft haben.
Alfons ist seit 37 Jahren Anitas Lebenspartner.
Im Hintergrund erinnern Bilder an das alte Zuhause.
Das WG-Zimmer von Alfons ist schlicht und modern eingerichtet. "Platz sparend" wie Anita sagt, "so hat Alfons mehr Platz mit dem Rollstuhl".
Alte Leidenschaften: Alfons zeichnet wieder.
Heute, nur ein Jahr nach Alfons‘ Einzug in die Intensivpflege-WG, läuft er selbstständig mit seinem Stock über den Flur.
Aufrecht und zuversichtlich gehen Anita und Alfons in die Zukunft.
Intensivpflege in betreuten Wohngemeinschaften

In betreuten Wohngemeinschaften finden mehrere intensivpflegebedürftige Menschen ein neues, gemeinsames Zuhause. Es gibt Privat- und Gemeinschaftsbereiche, die sowohl individuelle Freiräume, als auch Raum für ein gemeinsames Leben schaffen.

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GIP häusliche Intensivpflege - WG Wohngemeinschaft München
WG München OEZ

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