GIP News • 22.08.2022

Pflegereport 2022: Außerklinische Intensivpflege in Zahlen

Neuer Pflegereport gibt erstmals Überblick über Patienten in der außerklinischen Intensivpflege

Die wichtigsten Daten im Überblick

Wie viele Patienten gibt es in der außerklinischen Intensivpflege? Wie alt sind sie? Welche medizinischen Indikationen und Krankheitsbilder werden eigentlich versorgt? Der Pflegereport 2022 gibt erstmals Antworten auf diese wichtigen Fragen und liefert damit wichtige Einblicke in einen wachsenden, bislang noch wenig erforschten Bereich der Pflege. Wir stellen Ihnen die wichtigsten Daten und Fakten zur außerklinischen Intensivpflege vor.

Keine genauen Daten

Nach der amtlichen GKV-Statistik gab es 2020 insgesamt 20.590 Leistungsfälle für außerklinische Intensivpflege. 18.000 davon entfielen auf die ambulante Intensivpflege, 2.600 auf die stationäre Intensivpflege. Allerdings zählt die GKV-Statistik Fälle und keine Versicherten. Wie viele Menschen tatsächlich außerklinische Intensivpflege erhielten, das zeigt diese Zahl daher nicht. Es fehlen bislang Register, in denen systematisch Informationen zur außerklinischen Intensivpflege gesammelt werden. Nach Hochrechnungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) wurden 2018 etwa 15.000 Personen invasiv-beatmet. Hinzu kommt eine deutlich höhere Anzahl von nicht-invasiv beatmeten Patienten.

Bislang liegen nur Einzelstudien vor, die allerdings nicht die Gesamtheit der Patienten in der außerklinischen Intensivpflege erfassen.

 

Breites Spektrum an Erkrankungen

Das Spektrum der Erkrankungen, die zu invasiver oder nicht-invasiver Beatmung und außerklinischer Intensivpflege führen können, ist groß. Ein Großteil dieser Erkrankungen hat gemeinsam, dass sie eine ventilatorische Insuffizienz, also eine Beeinträchtigung der Atempumpfunktion, bewirken. Die Betroffenen haben Probleme sowohl bei der Sauerstoffaufnahme als auch bei der Kohlendioxidabgabe. Darüber hinaus gibt es weitere medizinische Ursachen, die eine Versorgung im Rahmen der außerklinischen Intensivpflege nötig machen.

Überwiegend ambulante Pflege

Auf Basis von AOK-Abrechnungsdaten für das Jahr 2019 konnten die Forscher weitere Erkenntnisse zu den Patienten in der außerklinischen Intensivpflege gewinnen.

Rund 9.000 Versicherte nahmen Leistungen der außerklinischen Intensivpflege in Anspruch.

  • 19,9 Prozent dieser Patienten verstarben innerhalb des betrachteten Jahres 2019.
  • 57,4 Prozent der Patienten waren männlich.
  • 79 Prozent wurden ambulant gepflegt, 16 Prozent stationär.
  • 53,8 Prozent der Patienten waren unter 65 Jahre alt.
  • Mit 16 Prozent war die Gruppe der Kinder und Jugendlichen (0-19 Jahre) auffällig groß. Mehr als ein Drittel dieser Patientengruppe war zwischen 0 und vier Jahre alt.
  • Nur 14 Prozent der Patienten waren über 80 Jahre alt.
  • Über die Hälfte der Patienten (53,8 Prozent) hatte den Pflegegrad 5.
  • Allerdings hatten auch 5 Prozent der Patienten in der außerklinischen Intensivpflege keinen Pflegegrad.
Versorgungsmerkmale

Auch zu den Erkrankungen der Intensivpflege-Patienten sowie zu verschiedenen Versorgungsmerkmalen konnten die Forscher Erkenntnisse gewinnen. Sie werteten dafür ambulant-ärztlich dokumentierte Diagnosen für das Jahr 2019 aus.

  • Bei 61,2 Prozent der Patienten wurde eine Erkrankung diagnostiziert, die eine Schwächung der Atemmuskulatur bewirkt und zu respiratorischer Insuffizienz führen kann.
  • Bei 53 Prozent der Patienten lagen Diagnosen im Bereich Atemantriebsstörungen vor. 41 Prozent hatten eine Diagnose im Bereich Atemwegsobstruktionen. 28 Prozent der Patienten eine Diagnose im Bereich episodische und paroxysmale Krankheiten des Nervensystems. 9 Prozent wiesen Störungen der Atemmechanik auf. 5 Prozent bösartige Neubildungen der Atmungsorgane und sonstiger intrathorakaler Organe.
  • Bei der Mehrzahl der Patienten lagen Diagnosen aus mehreren Erkrankungsgruppen vor. 74,7 Prozent der Patienten mit beeinträchtigter Atmungskontrolle litten zugleich an Erkrankungen, die zu einer Schwächung der Atemmuskulatur führen können. Hinzu kamen bei 38,2 Prozent noch eine Diagnose aus dem Bereich Atemwegsobstruktionen und/oder bei 39,4 Prozent eine Diagnose aus dem Bereich episodische und paroxysmale Krankheiten des Nervensystems.
Häufig Tracheostoma

Die Analyse der Versorgungsmerkmale ergab, dass bei allen Erkrankungsgruppen – mit Ausnahme der Kategorie Störungen der Atemmechanik – mehr als die Hälfte der Patienten über Diagnosen im Zusammenhang mit einem Tracheostoma verfügten.

Die Anzahl der Patienten mit respiratorischer Insuffizienz ist im Vergleich dazu deutlich geringer. Mit 55 Prozent wiesen Patienten mit Erkrankungen aus dem Bereich Atemwegsobstruktionen am Häufigsten eine Form der respiratorischen Insuffizienz auf.

Für 10 Prozent der Patienten mit außerklinischer Intensivpflege wurde nach Auswertungen der Forscher keine Diagnose aus dem für die Intensivpflege typischem Spektrum an Erkrankungen dokumentiert.

Fast ein Viertel dieser Gruppe weist keinen Pflegegrad auf. Gleichzeitig ist diese Gruppe besonders jung. 39 Prozent sind zwischen 0 und 14 Jahre alt. Entwicklungsstörungen sowie Diabetes mellitus Typ 1 waren bei diesen jungen Patienten die häufigsten Diagnosen.

Fazit: Viele Patienten mit Tracheostoma, viele junge Patienten
  • Patienten in der außerklinischen Intensivpflege weisen also eine große Heterogenität auf – sowohl bei den Erkrankungen und Versorgungsmerkmalen als auch beim Alter und der Geschlechtsverteilung.
  • Auffällig ist nach Ansicht der Forscher, dass viele Patienten über ein Tracheostoma verfügen und zudem viele junge Patienten "mit anderen Erkrankungen abseits der respiratorischen Insuffizienz" versorgt werden.
  • Insgesamt sehen sie die derzeitige Datenlage allerdings kritisch: "Neben einer allgemeinen Versorgungstransparenz fehlt es ... an verlässlichen Informationen zu tatsächlichen Versorgungsverläufen".
  • Als größtes Versorgungsdefizit bei der außerklinischen Intensivpflege sehen die Forscher das "nicht ausgeschöpfte Weaning-Potenzial".
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