MRSA oder warum Händehygiene Leben retten kann

Die unsichtbare Herausforderung

Die Ausbreitung von multiresistenten Bakterien ist ein schnell wachsendes Problem und ein unnötiger Kostentreiber für das deutsche Gesundheitssystem. Erreger wie MRSA spielen dabei schon lange nicht mehr nur im stationären Bereich eine bedeutende Rolle. Die Ausbreitung der gefährlichen Keime ließe sich eigentlich ganz einfach eindämmen – im Handumdrehen sozusagen. Ein wichtiges Mittel ist strenge Händehygiene.

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Ein Keim geht um in Deutschland: MRSA. Dieser Begriff sorgt immer wieder für neue Hiobsbotschaften. MRSA steht ursprünglich für Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus. Hierbei handelt es sich um ein Bakterium, gegen welches das Antibiotikum Methicillin nicht mehr wirksam ist. Der anpassungsfähige Keim hat eine Resistenz gegen das Medikament entwickelt – aber nicht nur gegen dieses. 

Bakterien rüsten auf

Multiresistente Erreger

Immer mehr Fachexperten verwenden MRSA heute generell als Abkürzung für multiresistente Erreger, bei denen gleich mehrere marktverfügbare Antibiotika wirkungslos sind. Eine Behandlung von MRSA ist schwierig und stellt Mediziner und Pflegedienstleister vor eine große Herausforderung. Die Pharmaindustrie mit ihren langen Entwicklungszyklen für neue Antibiotika kann den wandlungsfähigen und ständig mutierenden Bakterien nicht viel entgegensetzen.

 

Werden neue Medikamente endlich in den Markt eingeführt, kann es durchaus sein, dass sie nicht mehr wirksam sind oder bereits andere Keime mit viel größerem Gefahrenpotential lauern - sogenannte Superkeime etwa, wie das NDM-1-Bakterium (New Delhi metallo-beta-lactamase), ein spezielles Gen, das die Bakterien praktisch gegen alle Antibiotika resistent macht.

Kolonisiert heißt nicht infiziert

Für gesunde Menschen stellt MRSA gewöhnlich keine Gefahr dar

Bis vor wenigen Jahren galt MRSA als Krankenhauskeim. Zur Kolonisation (= Besiedlung) mit multiresistenten Keimen kam es vor allem in Kliniken sowie Alten- und Pflegeheimen. Diese Situation hat sich jedoch grundlegend verändert. Das Bakterium verbreitet sich mittlerweile auch außerhalb stationärer Einrichtungen. In den USA wurde MRSA bei einer Untersuchung in Kalifornien und Washington sogar an fünf von zehn öffentlichen Meeresstränden gefunden. Auch bei Zuchtschweinen wurde der Keim festgestellt.

 

Die Besiedlung der Haut oder der Befall einer Wunde mit MRSA führt allerdings nicht automatisch zu gesundheitlichen Problemen. So sind nach Expertenmeinungen etwa 2 bis 20 Prozent der Normalbevölkerung, 10 bis 30 Prozent des medizinischen Personals und sogar 30 bis 70 Prozent des Personals von Intensivstationen mit MRSA kolonisiert – in den meisten Fällen ohne zu erkranken. Für gesunde Menschen mit einem stabilen Immunsystem stellt MRSA gewöhnlich keine Gefahr dar.

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Risikofaktor geschwächtes Immunsystem

Keime können verschiedene Teile des Körpers infizieren

Das Infektionsrisiko mit MRSA steigt bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Hier können die Keime verschiedene Teile des Körpers infizieren. Ein erhöhtes Risiko besteht also für ältere Menschen, Patienten mit Verletzungen, chronischen Wunden, Diabetes mellitus, Infektionen mit Influenza-A-Viren oder Kathetern. Sie sollten besonders vor MRSA geschützt werden.

 

Das Bakterium befällt bevorzugt den Nasen- und Rachenraum. Im weiteren Verlauf breitet es sich auf andere Bereiche der Haut sowie die Schleimhäute aus. Wird der gefährliche Keim oral aufgenommen, tritt nach 4 bis 10 Tagen eine Infektion auf. Eine äußere Infektion kann bei Personen mit MRSA-Besiedlung aber auch noch Monate nach der initialen Kolonisation erfolgen. Der Keim ist sehr widerstandsfähig gegen Austrocknung und verfügt daher über eine hohe Umweltresistenz. Die Ansteckungsgefahr ist während Krankheitsphasen besonders hoch.

 

MRSA kann bei Betroffenen eitrige Entzündungen verursachen und in Einzelfällen sogar zu lebensbedrohlichen Infektionen führen. Bei einer zu schnellen Ausbreitung des Keims im Körper des Betroffenen kann sogar die Amputation eines Armes oder Beines notwendig werden.

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Übertragungswege von MRSA

Vermeidbare Ursache ist oft eine mangelhafte Hygiene

In Krankenhäusern wie auch im ambulanten Bereich werden die multiresistenten Keime vor allem über die Hände des medizinischen Personals übertragen. Vermeidbare Ursache ist oft eine mangelhafte Hygiene. Trotz strenger Hygienerichtlinien und Personalschulungen desinfizieren sich Pflegekräfte und Ärzte zu selten die Hände. Nach Ansicht von Experten könnte mindestens ein Drittel der Krankenhaus-Infektionen vermieden werden, wenn die entsprechenden Hygienerichtlinien richtig umgesetzt und überwacht würden. Für eine Verbreitung der gefährlichen Keime können allerdings auch Patienten sorgen, die mit MRSA zwar kolonisiert aber nicht infiziert wurden. Ein weiterer Übertragungsweg ist die Verpflegung innerhalb von Krankenhäusern, ähnlichen Einrichtungen oder in ambulant betreuten Wohngruppen.

 

Durch ungenügende Information bei der Verlegung von MRSA-kolonisierten oder -infizierten Patienten innerhalb von Krankenhäusern oder der Überleitung in eine nachgelagerte Versorgungsalternative können sich die Bakterien weiter verbreiten. So bringen auch Intensivpatienten, die in die Häuslichkeit, eine WG oder stationäre Einrichtung entlassen werden, MRSA oft bereits aus dem Krankenhaus mit. Eine inkonsequente Nachbetreuung der Betroffenen unterstützt den Prozess der Besiedlung und ggf. Infektion weiterer Patienten. Der richtige Umgang mit infizierten Patienten muss daher auch im ambulanten Bereich durch umfassende Hygienerichtlinien für die betreuenden Pflegekräfte gesichert werden. Durch eine konsequente Isolierung und Sanierung des Betroffenen sowie weitreichende Desinfektionsmaßnahmen können nicht kolonisierte Patienten entsprechend geschützt werden.

Wirkungsvolle Maßnahmen gegen MRSA

MRSA spielt als Auslöser von nosokomialen Infektionen, insbesondere von Wundinfektionen in stationären Einrichtungen als auch der ambulanten Pflege eine wichtige Rolle. Entsprechend sind präventive Maßnahmen wie auch der richtige Umgang mit besiedelten bzw. infizierten Patienten ein wesentlicher Bestandteil des Pflegealltags. Eine bei Verdacht frühzeitige und umfassende Untersuchung auf MRSA hilft, Infektionen einzudämmen oder zu vermeiden. Durch konsequente Isolierungs- und Desinfektionsmaßnahmen können nicht betroffene Patienten entsprechend geschützt werden. Besondere Bedeutung erhält hier, in Krankhäusern als auch im ambulanten Bereich, die strikte Einhaltung von Hygienemaßnahmen. Händedesinfektion ist Pflicht!

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Patienten weitestgehend schützen

Schwimm- oder Therapiebäder sollten mit den betroffenen Patienten nicht besucht werden, denn gerade hier finden Keimewie MRSA optimale Vorraussetzungen, um sich auszubreiten. Auch die behandelnden Physio- oder Beschäftigungstherapeuten gilt es, möglichst frühzeitig über die Kolonisation des Betroffen zu informieren. Kontakte zu Säuglingen, abwehrgeschwächten Kleinkindern oder älteren Menschen sind zu vermeiden. Abfälle des Patienten müssen in einem separaten Abfalleimer gesammelt werden, können allerdings als normaler Hausmüll entsorgt werden.

Tritt tatsächlich eine Besiedlung oder ein Infektionsfall auf, sollten so schnell wie möglich der Betroffene selbst und alle Bezugspersonen über die Erkrankung informiert werden. Egal ob Pflegemitarbeiter, regelmäßig vom Patienten besuchte Arztpraxen oder Familie und Freunde – alle müssen über das Auftreten von MRSA in Kenntnis gesetzt werden.

Hygiene ist das A und O

Bei nasaler Besiedelung empfiehlt sich die Benutzung von Einmalpapiertüchern. Nach dem Niesen sollte unbedingt eine Händehygiene vorgenommen werden. Pflegeleistungen wie Verbandswechsel, Intimpflege oder Stuhlgang sollten die Pflegedienstmitarbeiter unbedingt mit Schutzkittel, Mundschutz und Handschuhen durchführen. Genutzte Geräte,und Flächen müssen anschließend gezielt desinfiziert werden. Sämtliche Kleidungsstücke, die mit MRSA in Berührung kommen, sind bei mindestens 60° C zu waschen.

Auch beim Transport von MRSA-Patienten gilt ein rechtzeitiges Informationsgebot. Sowohl der Krankentransportdienst, als auch die Zieleinrichtung sollten vorab informiert werden. So können sie alle nötigen Schutzmaßnahmen ergreifen. Ein Einzeltransport mit frischer Bett- und Körperwäsche dämmt die MRSA-Verbreitung zusätzlich ein.

Sorgloser Einsatz von Antibiotika

als wichtige Ursache multiresistenter Bakterien

Als wichtige Ursache für die Entwicklung multiresistenter Bakterien gilt bei Experten der sorglose Umgang mit Antibiotika. Diese werden von Ärzten oft als eine Art Wundermittel gegen alle möglichen Erkrankungen von Patienten eingesetzt. Bei durch Viren verursachten Krankheiten wie Bronchitis sind Antibiotika allerdings unwirksam. Nur die Vermehrung und Ausbreitung der resistenten Keime wird somit unterstützt. Die nicht resistenten Konkurrenten werden durch die Medikamente abgetötet.

Problem erkannt, Gefahr gebannt

Sensibilisierung des medizinischen Fachpersonals

Die Ausbreitung von MRSA in Deutschland kann theoretisch ohne viel Aufwand eingedämmt werden. Die Mittel dazu sind einfach und erfordern zum einen den sorgfältigen Umgang mit Antibiotika, zum anderen die Sensibilisierung des medizinischen Fachpersonals für die Betreuung und Pflege von kolonisierten bzw. infizierten Patienten. Regelmäßige Schulungen zum Thema MRSA und das konsequente Einhalten umfassender Hygienemaßnahmen können dazu beitragen, den Vormarsch der multiresistenten Keime im stationären und ambulanten Bereich der Gesundheitsversogung wirkungsvoll zu stoppen.

Weitere Informationen:

Regelmäßige aktuelle Forschungsbeiträge zum Thema MRSA veröffentlicht das Robert Koch-Institut auf seiner Webseite unter www.rki.de

 

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