Job News • 13.03.2024

Problemzone Mundhygiene in der Pflege

Der Expertenstandard Mundgesundheit unterstützt

Wir haben dem Expertenstandard auf den Zahn gefühlt und stellen ihn Euch vor

Zu viel Haftcreme, zu wenig Informationen über Teilprothesen, falsche Position bei der Mundpflege im Bett, ungeeignetes Arbeitsmaterial: Bei der Mundhygiene in der Pflege und Intensivpflege passieren immer wieder kleinere und größere Fehler, die vermeidbar sind. Wir haben für Euch daher einen Blick in den kürzlich veröffentlichten Expertenstandard zur Mundgesundheit geworfen.

Der Mundbereich gehört zu den häufigen Problemzonen bei Pflegebedürftigen. Schlechte Mundhygiene kann dabei nicht nur Mundgeruch auslösen oder das körperliche Wohlbefinden stören, sondern auch ernsthafte Erkrankungen wie Pneumonie, koronare Herzerkrankungen, rheumatoide Arthritis, Gebrechlichkeit oder Diabetes fördern. Selbst Appetitlosigkeit oder Schwierigkeiten bei sozialen Kontakten können eine Folge schlechter Mundhygiene sein.

Mundgesundheit als Teil der Grundpflege

In der Pflege und Intensivpflege gehört die Mundgesundheit als Teil der Grundpflege zu den pflegerischen Aufgaben. Denn:

  • Zahn- und Mundprobleme sind bei Menschen mit Pflege- und Unterstützungsbedarf häufiger als bei anderen Menschen.
  • Viele Pflegebedürftige können ihre Mundgesundheit nicht selbstständig und umfassend durchführen. Sie putzen teilweise seltener ihre Zähne und besuchen auch seltener den Zahnarzt.
  • Verschiedene Erkrankungen und Therapien können sich negativ auf die Mundgesundheit auswirken. Was wiederum Karies oder Infektionen im Mund und damit verbundene Schmerzen und Probleme beim Kauen auslösen kann.

 

Der Expertenstandard Mundgesundheit beinhaltet daher Maßnahmen für die gute Mundpflege, also die Pflege und Reinigung von Zähnen, Zunge, Schleimhäuten, Mund und Zahnersatz. So soll(en):

  • die Mundgesundheit gefördert werden
  • Entzündungen oder Erkrankungen der Zähne und des Zahnhalteapparates sowie Schäden an der Mundschleimhaut vorgebeugt werden,
  • Probleme mit Zahnersatz vermieden werden.

 

Pflegekräfte und Mundgesundheit

Den Pflegekräften kommt dabei die wichtige Aufgabe zu, einen möglichen pflegerischen Unterstützungsbedarf zu erkennen. Durch Anleitung, Information oder das zeitweilige Übernehmen von Mundpflege-Maßnahmen lässt sich so die Mundhygiene der Pflegebedürftigen erhalten oder verbessern. Die Planung entsprechender Maßnahmen sollte gemeinsam mit dem Betroffenen sowie den Angehörigen erfolgen und sich individuell an dem jeweiligen Patienten orientieren. Pflegekräfte sollten zudem mit einer Zahnarztpraxis zusammenarbeiten. Ihre Aufgabe ist es darüber hinaus, den Erfolg der pflegerischen Maßnahmen zu beurteilen.

Der Expertenstandard Mundgesundheit beinhaltet pflegerische Maßnahmen, durch die Pflegebedürftige bei der allgemeinen und speziellen Mundpflege unterstützt werden können. Ein Mundgesundheitsplan hat sich in diesem Zusammenhang für die routinemäßige Mundpflege bewährt.

Allgemeine Mundpflege

Immer auf Vorrat: Materialien und Hilfsmittel

Um eine gute Mundpflege zu ermöglichen, müssen entsprechende Materialien und Hilfsmittel vorrätig sein. Dazu gehören:

  • Schutzausrüstung der Pflegekraft, u. a. Mund-Nasen-Schutz, Handschuhe, Visier und Mundspiegel
  • Zahnputzzeug wie z. B. Zahnbürsten, Interdentalbürsten, fluoridhaltige Zahncreme, Absaugvorrichtung (Es gibt auch spezielle Zahnbürsten für Pflegebedürftige z. B. mit besonderen Griffaufsätzen, mit abgeknickten Griffen oder mehreren Köpfen.)
  • Mund- und Lippenpflegemittel wie Lippenbalsam, Zungenschaber, pflanzliche Öle,
  • Mittel für die Reinigung der Prothesen, u. a. Reinigungstabletten, Prothesenhaftcreme, Prothesenabzieher

 

Gute allgemeine Mundpflege

Für die allgemeine Mundpflege gibt es folgende Empfehlungen:

  • Mindestens zweimal täglich, je nach Situation auch häufiger
  • Mindestens zwei Minuten lang
  • Putzen nach dem KAI-Prinzip: erst Kauflächen, dann Außenflächen und Innenflächen; Putzrichtung vom Zahnfleisch zum Zahn; kreisende Putzbewegung über ein bis zwei Zähne bei geringem Bürstendruck
  • Morgens und abends zusammen mit der Körperpflege
  • Praktische Unterstützung bei der Mundpflege durch Pflegekraft. Allerdings sollten Pflegebedürftige das Zähneputzen - soweit möglich - selbst übernehmen.
  • Pflegekraft kann Maßnahmen selbst übernehmen oder berät und schult die Betroffenen und Angehörigen
  • Mundpflege sollte möglichst im Sitzen erfolgen z. B. am Waschbecken oder Tisch
  • Mundpflege im Bett bei aufgerichtetem Oberkörper und mit leicht angewinkelten Beinen
  • Bei trockenen Lippen: Vor der Mundpflege mit fetthaltiger Salbe eincremen
  • Zahnersatz herausnehmen
  • Mund ausspülen
  • Zahnreinigung umfasst auch Reinigung der Zahnzwischenräume mit Interdentalbürsten
  • Abschließend: Pflege der Lippen

 

Um Zahnfleischentzündungen vorzubeugen, ist es einerseits wichtig, auch die Zahnzwischenräume gründlich zu reinigen. Andererseits helfen desinfizierende Mundspülungen sowie entzündungshemmende Tees wie z. B. Kamille.

Zahnersatz, Beatmungspflege und Selbstschutz

Zahnersatz und Prothesen

Für die Prothesenreinigung gibt es folgende Pflegeempfehlungen:

  • Nach Mahlzeiten herausnehmbaren Zahnersatz unter fließendem Wasser reinigen
  • Speisereste mit Bürste entfernen
  • Prothese mit Daumen und Zeigefinger vorsichtig aus dem Mund nehmen, wenn nötig Prothesenabzieher nutzen
  • Gründliche Prothesenreinigung mit Prothesenbürste einmal am Tag
  • Dreimal wöchentlich Reinigung der Prothese mit Reinigungstablette und lauwarmem Wasser für ca. 15 Minuten
  • Zahnersatz vor Einsetzen anfeuchten, außer bei Nutzung von Haftcreme
  • Zahnersatz nach Einsetzen andrücken und 10 Minuten noch nichts essen
  • Nachts die Prothese in einer entsprechenden Dose aufbewahren

 

Mundhygiene bei Beatmungspatienten

Beatmungspatienten benötigen eine besonders gründliche Mundhygiene. Das Problem: Bakterien und Keime können aus dem Mundraum über den Kehlkopf bis in die Luftröhre gelangen. Es droht eine Lungenentzündung.

Gründliche, tägliche Mundhygiene senkt die Infektionslast im Mundraum. So sinkt auch das Risiko für schwere Komplikationen. Speziell für Beatmungspatienten gibt es dazu Zahnbürsten mit Absaugvorrichtung.

 

Selbstschutz ist wichtig

Übernehmen Pflegekräfte die Mundhygiene bei einem Patienten, sollten sie auf ihren Selbstschutz achten. Der Expertenstandard gibt folgende Empfehlungen:

  • Vor und nach der Mundhygiene Hände desinfizieren
  • Einmalhandschuhe, Mund-Nasen-Schutz und ggf. Augenschutz tragen
  • Hinter oder seitlich versetzt zum Patienten stehen

 

Zudem sollten Pflegekräfte berücksichtigen, dass Mundpflege ein Eingriff in die Intimsphäre der Patienten ist. Darauf reagieren manche Patienten, indem sie zubeißen. Um dies zu vermeiden, sollten Patienten vor der Mundhygiene genau über die geplanten Maßnahmen informiert werden.

Der Expertenstandard Mundgesundheit

Der Expertenstandard "Förderung der Mundgesundheit in der Pflege" wurde als 10. pflegerischer Standard des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DQNP) veröffentlicht. Er enthält Empfehlungen für die Praxis, erarbeitet von einem mehrköpfigen Team aus Fachexperten.

Unsere Quellen und mehr Informationen:

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